Verwaltungsratspräsident Michel Berchtold und CEO Mario Gertschen präsentierten am Dienstag, 29. Oktober 2024, anlässlich der GV der Belalp Bahnen AG die Geschäftszahlen 2023/24. Obwohl die Zahl der Ersteintritte (Skifahrer und Snowboarder) erfreulicherweise um 5% gesteigert werden konnten, haben die grossen Schneefälle und die damit verbundenen Kosten im Winter zu Buche geschlagen. Dies in Kombination mit einem schwachen Sommerertrag führt dazu, dass die Belalp Bahnen AG für das vergangene Geschäftsjahr «nur» einen kleinen Gewinn ausweist.
«Aufgrund der Rahmenbedingungen, in denen sich das Unternehmen bewegt, ist dies jedoch als Erfolg zu werten. Das Produkt Blatten Belalp ist attraktiv, beliebt und wird es auch in Zukunft sein», sagt Mario Gertschen, CEO Belalp Bahnen AG.
Umsatzrückgang im Sommer 2023
Ein harziger Start in den Sommer 2023 und die Tatsache, dass nach der Corona-Pandemie viele Schweizer wieder das Bedürfnis hatten ins Ausland zu reisen, führten dazu, dass der Verkehrsertrag um 19% gesunken ist. Wegen der geringen Bautätigkeit auf der Belalp musste die Belalp Bahnen AG auch beim Transport einen Rückgang von 5% verzeichnen.
Um dem entgegenzuwirken, werden in Zusammenarbeit mit dem Aletsch Kollektiv die Auslandmärkte intensiver bewirtschaftet. Zudem gilt es weiterhin die intakte Alpwirtschaft (BelAlp erleben) sowie die Gipfelerlebnisse wie das Foggenhorn oder Sparrhorn zu bewerben.
Schneereicher, aber auch kostenintensiver Winter 2023/24
Anders als der Sommer verlief der Start in den Winter verheissungsvoll. Bereits zu Beginn der Saison konnten alle Anlagen in Betrieb genommen werden, was in den letzten Jahren sehr selten vorgekommen ist. «Während der gesamten Wintersaison durften sich unsere Gäste über exzellente Schneeverhältnisse und auch immer wieder über Neuschnee freuen. Der Hohstocklift und der Tunnel zur Westseite erreichten Betriebs- und Öffnungszeiten, wie seit 15 Jahren nicht mehr», so Mario Gertschen.
Leider hat dies auch eine Kehrseite: Die langen Betriebszeiten sämtlicher Anlagen führten zu hohen Stromkosten, der Mehraufwand im Bereich Pistenpräparation und auch der damit verbundene hohe Personalaufwand trieben die Kosten in die Höhe.
Im Geschäftsjahr 2023/24 lag der Gesamtertrag mit CHF 8'083’000 auf Vorjahresniveau. Mit CHF 2'245'000 liegt der Cashflow um CHF 94’000 oder 4.0% unter dem Vorjahr. Dies aufgrund des kostenintensiven Winters. Das Verhältnis zum Gesamtertrag beträgt 27.8% (Vorjahr 28.9%), was eine gute Kennzahl bedeutet.
Finanzkennzahlen
Das EBITDA (Betriebsergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern) ist um CHF 78'000 oder 3.0% auf CHF 2'568'000 gesunken. Das Verhältnis EBITDA zu Ertrag von 31.8% gilt im Branchenvergleich als gut.
Nach ordentlichen Abschreibungen von CHF 2'273’000 resultiert ein Unternehmensgewinn in der Höhe von knapp CHF 7'000.
Bilanz: Mehr Eigenkapital, weniger Schulden
Das Fremdkapital hat sich um CHF 1'236'000 reduziert, sprich die Belalp Bahnen konnten trotz der angespannten Situation Schulden tilgen. Die Fremdverschuldung reduzierte sich entsprechend auf CHF 20’214'000. Das Eigenkapital beträgt CHF 13'943’000. Der Anteil des Eigenkapitals erhöhte sich von 39.4% auf 40.8%. Die flüssigen Mittel per Jahresabschluss stiegen um 3.7% auf CHF 4'248'000.
Erfolgreiche Lösung mit Gläubigern und wirtschaftliche Neuausrichtung
Über die Periode des Geschäftsberichts hinaus beschäftigte die Belalp Bahnen AG die Lösungsfindung für die finanzielle Stabilisierung. Bis Ende Juni 2024 haben intensive Gespräche mit Kanton, Gemeinde und Banken sowie potenziellen neuen Investoren und weiteren Partnern stattgefunden. Dabei hat der Verwaltungsrat die verschiedensten Optionen mit den Partnern sorgfältig geprüft. Die gefundene Lösung beruht auf drei Säulen: der Einigung mit den Gläubigern über angepasste Amortisations- und Zinspläne, einem moderateren Investitionsplan sowie strukturellen betrieblichen Optimierungen.
Das ursprüngliche Sanierungskonzept vom Herbst 2023 erwies sich als nicht umsetzbar. Dieses sah im Rahmen einer Nachlassstundung erhebliche Darlehensverzichte von Kanton, Gläubigern und Gemeinde sowie den Einstieg neuer Investoren vor. Diese Optionen waren mit allen Beteiligten intensiv geprüft worden. Angesichts der vorhandenen Liquidität sowie der möglichen Entlastung durch angepasste Darlehenskonditionen lehnten der Kanton und die Banken Forderungsverzichte jedoch ausdrücklich ab.
«Dank des Entgegenkommens der Darlehensgeber konnten wir Anpassungen der Amortisationspläne vereinbaren», so Berchtold. Dadurch erhält die Belalp Bahnen AG Luft, um die Darlehen langfristig anstatt sofort zurückzuzahlen. Das zinslose Darlehen der Gemeinde Naters, welche bis auf Weiteres Mehrheitsaktionärin der Belalp Bahnen AG bleibt, wird dabei sistiert.
Moderaterer Investitionsplan
Gleichzeitig ist sich der Verwaltungsrat bewusst, dass es weitere Anstrengungen braucht. Er verfolgt deshalb einen moderaten Investitionsplan: Auf den ursprünglichen Ersatz des Hohstocklifts durch einen Sessellift wird verzichtet und stattdessen neu eine Modernisierung des aktuellen Bügellifts verfolgt. Zudem hat der Verwaltungsrat strukturelle betriebliche Optimierungen eingeleitet, um den finanziellen Betriebserfolg weiter zu verbessern und notwendige Investitionen zu ermöglichen.
Entgegen den ursprünglichen Befürchtungen kann durch die getroffenen Massnahmen eine teure und imageschädigende Nachlassstundung vermieden werden. Weder die öffentliche Hand noch die Gläubiger verlieren Geld. «Das ist erfreulich und der Dank geht an alle Beteiligten, die mit vereinten Kräften zu dieser realistischen Lösung beigetragen haben», sagt Michel Berchtold. Durch die vom Verwaltungsrat initiierten Anstrengungen zur wirtschaftlichen Neuausrichtung verbessert sich die mittelfristige Liquiditätsplanung spürbar. «Es war uns wichtig, dass dabei keine Entwicklungsoptionen für die Zukunft der Belalp Bahnen AG verbaut werden», so Berchtold.
Rücktritt von Stephan Truffer als Verwaltungsrat
Stephan Truffer, der 2023 in den Verwaltungsrat gewählt wurde, hat im September 2024 seinen Rücktritt als Verwaltungsrat eingereicht. Zusätzliche berufliche Verpflichtungen erlauben es ihm nicht mehr die erforderliche Zeit und Energie für das Verwaltungsratsmandat aufzubringen. Er war zudem Teil der regionalen Investorengruppe und ist seit April 2024 in den Ausstand getreten, um Interessekonflikte im Zusammenhang mit der Investorensuche zu vermeiden. «Wir bedauern den Rücktritt von Stephan Truffer ausserordentlich. Seine ausgewiesenen Kompetenzen wären zur weiteren strategischen Entwicklung der Belalp Bahnen AG sehr wünschenswert gewesen», sagt Verwaltungsrats-Präsident Michel Berchtold.